Die wohl außergewöhnlichsten Fans im deutschen Liga-Fußball hat der FC St. Pauli. Hier ist die Fankultur zum Lebensstil und einer eigenen Kultur geworden. Fans in St. Pauli gehen nicht nur zum Fußball, sondern teilen auch gemeinsame Werte.
Zwischen Hafenstraße und Punkszene
Der FC St. Pauli hat sich immer auch als Bindeglied von verschiedenen Subkulturen gesehen. Die Hausbesetzer der Hafenstraße gehören genauso dazu wie Punkts und Fans der Technoszene. Als in den 90er Jahren ein Stadionneubau die Anwohner bedrohte, organisierten die Fans Demonstrationen und kippten schließlich das Projekt. Der Verein war auch der erste, der das Verbot von rassistischen, diskriminierenden und sexistischen Äußerungen in die Stadionordnung schrieb und bei Verstoß mit einem Stadionverbot droht.
Die Piraten des Fußballs
Wie unkonventionell die Fans von St. Pauli sind, zeigt sich auch in der offiziellen Fanflagge: Sie ziert ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Das soll Ausdruck der Unabhängigkeit sein, aber auch für den Kampf gegen die Obrigkeiten. St. Pauli Fans sehen sich als die Verlierer der Kapitalismus und als Underdogs, die mit Leidenschaft und Siegeswillen gegen die reichen Clubs wie Bayern und Dortmund spielen. Insgesamt hat St. Pauli 514 registrierte Fanclubs , hinzu kommen noch nicht organisierte Unterstützergruppen. Alle zwei Jahre wird auch ein Turnier für alle Freunde und antirassistische Fangruppen ausgetragen.
Traditionell ist der HSV der klassische Feind, allerdings geht bei den meisten Spielen gegen die „Rothosen“ auch auf den Rängen sportlich zu. Ausschreitungen gab es einst mit rechtsradikalen Fans in Rostock, seitdem ist das Verhältnis sehr angespannt. Mit dem schottischen Verein Celtic Glasgow besteht eine tiefe Freundschaft.
Die St. Paulifans sehen sich als Kiezleute und helfen entsprechend vielen in Not geratenen Menschen in Hamburg, unter anderen mit der Initiative Kiezhelden, die auch sportliche und kulturelle Veranstaltungen miteinschließt. Seit dem man – damals als Tabellenletzter – 2002 den FC Bayern besiegt hat, nennt sich St. Pauli auch gerne Weltpokalsiegerbesieger und hat auch entsprechende T-Shirts drucken lassen.